Workshop 1: Klassismus in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen aus einer intersektionalen Perspektive
Maja Bogojević, Feministische Sozialwissenschaftlerin und Gründerin von "erklär mir mal..."
Der Workshop „Klassismus in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen aus einer intersektionalen Perspektive“ bot anfänglich eine theoretische Einordnung des Klassismusbegriffs und der sozialen und Bildungsungleichheit im deutschen Bildungssystem. Der Workshop zeigte die Barrieren der sozio-ökonomischen Benachteiligung auf, welche betroffene Kinder und ihre Familien im Bildungssystem erleben. Basierend auf den kinderrechtlichen Grundlagen für klassismussensibles Handeln lag der Fokus am Ende auf konkreten Handlungsmaßnahmen. Der Workshop betrachtete zudem, welche geeigneten und nachhaltigen Konzepte, Methoden und Materialien es für eine klassismuskritische Praxis gibt.
Workshop 2: Armut und Klassismus – (k)ein Thema für den Hort?
Ellena Hüther, Pädagogin und Fortbildnerin in der Antidiskriminierungsarbeit
Sozioökonomische Unterschiede in der Gesellschaft werden zunehmend größer und machen auch vor dem gemeinsamen Lernen in Schule und Hort nicht halt. Kinder nehmen Unterschiede und gesellschaftliche Bewertungen bereits früh wahr und ziehen daraus Schlüsse über sich selbst und ihre Familien. Dies kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und Bildungschancen verhindern. Kinderrechte auf Bildung, gesundheitliche Versorgung und Beteiligung müssen immer wieder neu überprüft und verwirklicht werden: Wenn soziale Ungleichheiten nicht reflektiert werden bzw. diesen aktiv entgegengewirkt wird, besteht auch im Hort das Risiko, diese zu verstärken. Dabei spielen sowohl eigene Vorurteile als auch strukturelle Barrieren eine Rolle. Das gemeinsame Lernen von Kindern in der Ganztagsbildung und -betreuung bietet gleichzeitig die Chance, gezielt Ungerechtigkeiten wahrzunehmen, auf diese aufmerksam zu machen und gemeinsam mit Kindern, Eltern/Familien und Fachkräften nach Lösungen zu suchen, wie Schule und Hort einen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit leisten können.
Workshop 3: Digital teilhaben mit Medien – Gerechtigkeitsversprechen oder Manifestation von Klassismus?
Cornelia Jonas und Sophie Pohle, Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
99 Prozent der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren haben zu Hause Zugang zum Internet, zu einem Handy/Smartphone und zu einem Computer/Laptop, die Hälfte der Altersgruppe besitzt sogar schon ein eigenes Handy/Smartphone (KIM-Studie 2020). Beste Voraussetzungen also für die Altersgruppe, um ihre Rechte vielfältig wahrzunehmen? Um kompetent, kreativ und reflektiert mit digitalen Medien umzugehen? Um online Informationen zu suchen, sich auszutauschen, die eigene Meinung zu bilden und ausdrücken, zu gestalten, produzieren, lernen, Ideen einzubringen und somit (digital) teilzuhaben? Ganz so einfach ist es nicht, wie z. B. in der 25. Allgemeinen Bemerkung zu den Rechten von Kindern in der digitalen Welt deutlich wird.
Workshop 4: Klassismus – ein Thema für Kindertageseinrichtungen?
Frauke Rohlfs, Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Nordrhein & Studienleiterin im eeb Nord
Mitarbeitende in Kitas haben nicht nur den Auftrag, sondern in aller Regel auch den Anspruch, allen Kindern wertschätzend zu begegnen und die gleichberechtigte Teilhabe zu fördern. Die Umsetzung ist durchaus anspruchsvoll, denn Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen in die Kita. Nicht selten begegnen wir Familien unterschiedlicher sozialer Herkunft mit (unbewussten) Vorannahmen. In diesem Workshop wurde daher gemeinsam beleuchtet, wie Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder des sozialen Status (Klassismus) erkannt und möglichst vermieden werden kann. Dabei sollten konkrete Handlungsmöglichkeiten auf drei Ebenen gefunden werden:
- Im Umgang mit den Kindern: Wie können wir Beschämung der Kinder vermeiden? Wie können wir professionell agieren, wenn Kinder untereinander klassistisch miteinander umgehen?
- In der Begegnung mit den Eltern/Bezugspersonen: Wie können Eltern sensibel in ihrer Erziehungsarbeit gestärkt werden, ohne sie zu belehren oder gar abzuwerten?
- In der Arbeit im Team: Wie können wir als Team in der Kita zum Beispiel Mahlzeiten, Rituale oder Feste gestalten, die nicht ausgrenzend sind?
Workshop 5: Staatliche Hilfen – was ist möglich, was ist gerecht?
Alexander Nöhring, Geschäftsführer bei Zukunftsforum Familie e.V.
In dem Workshop setzten sich Teilnehmende kritisch mit der finanziellen Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien auseinander. Dazu gehören die Grundsicherung nach dem SGB II („Hartz IV“, bald „Bürger*innengeld“), Kindergeld, Kinderzuschlag, Wohngeld, Bildungs- und Teilhabepaket oder Unterhaltsvorschuss. Es wurde der Frage nachgegangen, ob und wenn ja, wie diese bei denjenigen ankommen, die die Unterstützung brauchen und ob diese Leistungen sozial gerecht ausgestaltet sind. Zudem wurde die derzeitige Planung auf der Bundesebene und Prüfung der Wirksamkeit der Armutsbekämpfung durch die Kindergrundsicherung beleuchtet.
Workshop 6: Klassismus in der Kinder- und Jugendliteratur
Dr. Lucas Alt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Trier
Diskriminierung findet sich in literarischen Texten schon immer und in vielfältiger Weise. Oft sind Rassismus, Sexismus oder Klassismus (um nur drei mögliche Faktoren von Diskriminierung zu nennen) den Texten in subtiler Weise eingeschrieben – selbst den Schriftsteller*innen ist dies oft gar nicht bewusst. Häufig fallen auch Leser*innen Diskriminierungsstrategien eines Textes erst bei genauerem Hinsehen auf. Das mag daran liegen, dass Texte immer gesellschaftliche oder kulturelle Perspektiven transportieren, die selbst nie völlig reflektiert werden können und immer auch problematische Anteile enthalten.
In der Kinder- und Jugendliteratur etablierte sich in den vergangenen Jahren allerdings eine erhöhte Sensibilität, insbesondere für rassistische und sexistische Darstellungsweisen, die nicht zuletzt auf teils hitzig geführte Debatten darüber, ob bestimmte Kinderbuchklassiker weiterhin mit Kindern gelesen werden sollten, zurückgeht.
Klassismus als Diskriminierungskategorie, die auf ökonomischer Ungleichheit und sozialer Herkunft basiert, scheint bislang allerdings nur ansatzweise im Bewusstsein von Schreibenden und Lesenden verankert zu sein. Ziel dieses Workshops war es daher, prägnante kinderliterarische Beispiele gemeinsam in den Blick zu nehmen und auf klassistische Vorurteile zu überprüfen, diese einzuordnen und ihren pädagogischen Einsatz zu diskutieren.
Workshop 7: Kinder stärken! Klassistische Diskriminierung erkennen und stoppen!
Nuran Ayten, ISTA/Fachstelle Kinderwelten & Co-Leitung im Kompetenznetzwerk Demokratiebildung im Kindesalter
Klassismus in der Kita äußert sich im pädagogischen Alltag auf unterschiedliche Art und Weise. So werden Familien, die von Klassismus betroffen sind, häufig in Schubladen gesteckt. Sehr oft werden dabei Erziehungskompetenzen in Frage gestellt, wenn z.B. die Gummistiefel nicht zum geforderten Termin mitgebracht werden. Auch das Abfragen von „Wo seid ihr im Urlaub gewesen?“ im Morgenkreis ist für manche Kinder ausgrenzend, da diese Frage schon gesellschaftliche Zustände verkennt. Für nicht wenige Familien ist der Urlaub längst keine Selbstverständlichkeit.
- Wie können pädagogische Fachkräfte Kinder stärken?
- Welche Rolle spielt Intervention bei klassistischer Diskriminierung im Handeln der Institution und der pädagogischen Fachkräfte?